STURZ DER TITANEN von Ken Follett

Historische Epoche: 1. Weltkrieg (1911 bis 1923)

Schauplatz: Europa, Russland und USA

Inhalt:

Sturz der Titanen, der Auftakt zu Ken Folletts großer Jahrhundert Saga, handelt von fünf Familien aus Europa bzw. Amerika, deren Lebenswege sich in der Zeit des 1. Weltkrieges immer wieder kreuzen.

1911 herrscht noch Frieden in Europa, doch die Zeichen stehen auf Krieg und die Weltmächte beginnen langsam, aber sicher mit dem Aufrüsten. Doch in ihrem Alltag haben die Menschen auch noch mit ganz anderen Dingen zu kämpfen:

Da ist zum Beispiel Ethel Williams, Tochter einer Bergmannsfamilie aus Wales. Als Dienerin im Haus von Earl Fitzherbert wird sie von ihm schwanger und daraufhin entlassen.

Ethel lässt sich aber nicht entmutigen, fährt nach London und beginnt für die Rechte der Frauen zu kämpfen.

Im Deutschen Reich lebt Walter von Ulrich, der im Gegensatz zu seinem konservativen Vater für eine Demokratie in Deutschland eintritt. Als Militärattaché in London verliebt sich Walter in die emanzipierte Schwester von Earl Fitzherbert, Lady Maud.

Heimlich heiraten die beiden am Tag vor der deutschen Kriegserklärung an Russland. Der Krieg reißt die Liebenden auseinander.

Grigori und Lew Peschkow leben als Waisen in St. Petersburg. Während der rechtschaffende Grigori revolutionär wird, kann sein leichtfertiger Bruder Lew nach Amerika auswandern.

Dort gelangt er zunächst zu Reichtum, hat dann aber keine Wahl und muss zum Militär. Lew kehrt als amerikanischer Soldat in die Heimat zurück und sieht seinen Bruder wieder.

Und dann gibt es noch Gus Dewar, Sohn eines US-Senator, der zum engen Vertrauten von Präsident Woodrow Wilson aufsteigt. Im Weißen Haus fungiert er als Spezialist für europäische Außenpolitik und setzt alles daran, den sich anbahnenden Krieg doch noch zu verhindern.

Rezension Sturz der Titanen

Sturz der Titanen ist in der realen Geschichte zwischen 1911 und 1923 angesiedelt und erzählt die Erlebnisse fiktiver Personen aus Deutschland, Großbritannien, Russland und den USA.

Der Autor hat die historischen Hintergründe sorgfältig recherchiert und es gelingt ihm fantastisch, die Ereignisse in den verschiedenen Ländern zu beschreiben.

So fiebert man richtig mit dem deutschen Militärattaché in London und der emanzipierten Lady, die sich verliebt haben und kurz vor Ausbruch des Krieges heimlich heiraten. Ob sie sich nach dem Krieg wiederfinden?

Ebenso eindrucksvoll wird der Kampf englischer Frauen für das Wahlrecht und das schwere Los walisischer Bergarbeiter in den Kohleminen reicher englischer Aristokraten geschildert.

Auch die Beschreibung unüberwindlich scheinender Standesunterschiede zwischen einem Hausmädchen und ihrem selbstgerechten englischen Lord ist sehr gelungen.

Selbst das sinnlose Sterben an den blutigen Fronten des Krieges wird in Sturz der Titanen anschaulich erzählt.

Sehr beeindruckend fand ich auch die Darstellung der gewaltsamen Revolution in Russland. Hier wird die Unterdrückung der Menschen durch das Zarenregime mit der Geschichte zweier ungleicher Brüder aus St. Petersburg verbunden: Der eine wird vom Arbeiter zum Sowjetkommissar, während der andere vom Kleigauner zum Boss eine US-Syndikats aufsteigt.

Zudem wird in Sturz der Titanen auch gut nachvollziehbar beschrieben, wie es zum 1. Weltkrieg und den damit einhergehenden gesellschaftlichen Umstürzen kam.

Kleine Randbemerkung: Da das Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau als Auslöser des 1. Weltkrieges gilt, habe ich mich bei meinem Rezept zum Buch für die typisch österreichische Süßspeise Kaiserschmarrn entschieden.

Zurück zu meiner Rezension: Ich finde es auch gut, dass Ken Follett auf Schwarzweißmalerei verzichtet hat und keine einzelne Nation verteufelt. Den Kriegsausbruch sieht er als Versagen aller Mächte, denen Egoismus und Gesichtswahrung wichtiger waren als Frieden.

Follett schildert eine schillernde Welt mit Protagonisten aus dem Umfeld des amerikanischen Präsidenten, des deutschen Kaisers, des englischen Oberhauses und aus dem russischen Proletariat, die sich immer mal wieder begegnen.

Sturz der Titanen ist ein sehr spannender und toll recherchierter historischer Roman, der geradezu nach einer Fortsetzung der Geschichten der Hauptfiguren und ihrer Nachkommen schreit.

Dies hat Follett mit dem zweiten Teil der Jahrhundert-Saga, Winter der Welt, zum Glück ja auch umgesetzt. Mittlerweile habe ich auch diesen historischen Roman gelesen und rezensiert, genau so wie den abschließenden dritten Teil, Kinder der Freiheit.

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