Shogun James Clavell Cover
Rezensionen

SHOGUN von James Clavell

Reihe: Asien Saga

Verlag: Knaur

Seitenzahl: 1280 Seiten

Historische Epoche: Frühe Neuzeit

Schauplatz: Japan


Inhalt:

In seinem überaus erfolgreichen und kürzlich von Disney+ als Serie verfilmten Roman Shogun* erzählt James Clavell von der Einigung Japans durch einen gewieften Taktiker, der dabei Hilfe von einem englischen Seemann erhält.

Im Jahr 1600 strandet der englische Navigator John Blackthorne an der Küste eines Landes, das erst wenige Europäer erreicht haben: Japan. Blackthorne bleibt nur wenig Zeit, um sich in der fremden Sprache und Kultur zurechtzufinden. Und er muss seine Vorstellungen von Loyalität, Mut und Moral hinterfragen.

Schon bald gerät er mitten hinein in den Machtkampf der japanischen Fürsten, der das Land zu zerreißen droht. Blackthorne tritt in den Dienst des faszinierenden Strategen Toranaga. Doch als er sich in die Übersetzerin Mariko verliebt – die Frau eines Samurais in Toranagas Diensten – wird seine Loyalität auf eine harte Probe gestellt.

In einem Land, das sich unaufhaltsam wandelt, hängt nicht nur Blackthornes Überleben davon ab, dass er die richtigen Entscheidungen trifft.

Rezension Shogun

Hinweis: Shogun wurde mir kostenlos als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bzw. diese Rezension wurde dadurch nicht positiv beeinflusst.

Shogun, richtig eigentlich in der Schreibweise Shōgun, wurde bereits 1975 geschrieben und wurde nicht nur zu einem Weltbestseller, sondern sogar zu einem der meistverkauften Romane aller Zeiten. Über die Jahre gab es zudem einige Verfilmungen des Stoffs, zuletzt als aufwendig produzierte Serie durch den Streaminganbieter Disney+.

Shogun ist ein sogenannter Schlüsselroman, also ein Werk, bei dem die literarischen Figuren für eine bestimmte historische Person stehen. Konkret hat – neben vielen anderen – die Hauptfigur John Blackthorne ihr reales Vorbild in William Adams, während der Daimyo Toranaga dem letzten der Drei Reichseiniger Japans, Tokugawa Ieyasu, nachempfunden ist.

James Clavell nimmt seine Leser mit ins Japan des Jahres 1600, in dem in Europa die Frühe Neuzeit in vollem Gange ist, in Japan aber noch eher mittelalterliche Zustände herrschen: Die Mächtigen und die Kriegerklasse der Samurai können sich im Grunde alles erlauben, während der Rest der Bevölkerung mehr oder weniger Leibeigene sind. Tatsächlich wird das Ende des japanischen Mittelalters auch oft im Jahr 1600 verortet.

Der japanische Moralkodex dieser Zeit, beispielsweise das Bushido der Samurai, aber auch vieles darüber hinaus, ist aus heutiger Sicht höchst fragwürdig. Ein Leben, selbst das der Adligen, gilt nichts bzw. nur so lange etwas, wie Ehre, Pflicht, Treue nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Ist dies der Fall, greift man wie selbstverständlich zum Selbstmord in Form des Seppuku.

All dies wird vom Autor aber mit so viel Fingerspitzengefühl behandelt, dass man die damit verbundenen Gräueltaten als historischen Fakt wahrnehmen kann, ohne dass es einem den Spaß am Lesen verleidet. Mehr noch: Man kann daneben auch die vielen Errungenschaften der japanischen Zivilisation würdigen, die den Europäern der damaligen Zeit in Sachen Hygiene, Medizin und auch Manieren deutlich überlegen waren.

Shogun Tokugawa Ieyasu

Insgesamt gelingt es Clavell hervorragend, seine Leser in den historischen Zeitabschnitt, über den er schreibt, hineinzuversetzen, sodass man ein gutes Gefühl davon erhält, wie es damals in Japan zuging. Dazu tragen auch die japanischen Wörter und Ausdrücke bei, die immer wieder eingebaut werden und zwar in einer Form, die die Sprachschwierigkeiten des Protagonisten zu Beginn und sein immer besseres Verstehen und Beherrschen der Sprache schön illustrieren.

Insgesamt ist der Schreibstil des Autors herausragend gut und er beschreibt nicht nur seine Figuren allesamt sehr plastisch und tiefgründig, sondern schildert auch die Liebesgeschichte des Romans absolut nachvollziehbar. Dabei setzt er auch auf viele Perspektivwechsel und nimmt nicht selten auch innerhalb eines Kapitel die Sicht mehrerer Figuren ein, ohne dass dabei aber Verwirrung aufkäme.

Zudem ist das Buch nahezu von der ersten bis zur letzten Seite äußerst spannend mit vielerlei unerwarteten Wendungen versehen, die das Lesen sehr kurzweilig gestalten. Ich hatte den mit fast 1.300 Seiten sehr umfangreichen Roman daher schneller gelesen als so manches Buch, das nur etwa ein Viertel der Seitenzahl aufweist.

Persönlich haben mich vor allem die taktischen Spielchen und politischen Manöver Toranagas fasziniert, die auch ein wesentliches Motiv in Shogun darstellen. Zwar habe ich mich gefragt, ob ein einziger Mensch wirklich derart detailliert strategisch planen und manipulieren kann und dabei nahezu immer Recht behält, doch blieb es dabei eben nur bei der Frage und wurde nie zu dem Eindruck, dass die Handlung unrealistisch sei.

Alles in allem halte ich Shogun deshalb für ein extrem gutes und spannendes Buch, das einen sehr lehr- und aufschlussreichen Einblick in die japanische Geschichte und Kultur gibt. Zwar werden in diesem Roman keine großen Schlachten geschildert, wie ich persönlich es erwartet hatte, doch schmälert dies den Lesegenuss nicht im Geringsten.

Von mir erhält Shogun daher eine glasklare Leseempfehlung. Tai-Pan*, der nächste Teil der Asien Saga, der aber wie alle anderen Bände der Reihe nichts mehr direkt mit der Handlung von Shogun zu tun hat, werde ich demnächst sicher ebenfalls lesen – genauso wie ich vorhabe, mir auch die Serie auf Disney+ einmal anzuschauen.

Als Rezept zu diesem Roman gibt es nach Mümmlers Japanischer Pizza hier im Blog nun auch ein typisches Gericht aus dem Land der aufgehenden Sonne: eine Miso Ramen Nudelsuppe.


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Zum Rezept: Miso Ramen Nudelsuppe

Meine größte Leidenschaft ist zwar das Schnabulieren, aber hin und wieder lese ich auch gerne ein gutes Buch und daher freue ich mich, dass ich auf Mümmlers Blog darüber schreiben darf.

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