
Narren und Sterbliche von Bernard Cornwell
Inhalt:
In Narren und Sterbliche* erzählt Bernard Cornwell eine fiktive Geschichte aus der Welt William Shakespeares und des elisabethanischen Londons Ende des 16. Jahrhunderts.
London, 1595: Der Winter ist kalt. Das macht auch den Mitgliedern der Theatertruppe von William Shakespeare zu schaffen, einer von vielen in London.
Die Stadt ist seit Längerem vom Theaterfieber ergriffen, neu entstandene Schauspielhäuser vor den Toren der Stadt fassen Tausende Zuschauer, die sich mit Bühnenstücken, Tanz, Zoten und dressierten Bären unterhalten lassen.
Halbseidenes Gesindel sind diese Schauspieler in den Augen der puritanischen Obrigkeit, die alle Bühnen verbieten will. Aber viele im Hochadel lieben das Theater, und auch die Königin tut es.
Zur Hochzeit einer hochgestellten Dame soll die Truppe ein neues Stück auf die Bühne bringen, eine Komödie mit dem Titel Der Sommernachtstraum. Mit von der Partie: Richard, William Shakespeares jüngerer Bruder, vom Älteren wenig geliebt und auf der Bühne nur in Frauenrollen geduldet.
Dann geschieht eine Katastrophe: Ein konkurrierendes Schauspielhaus lässt das Stück stehlen. Aber Richard weiß, wie die Uraufführung zu retten ist. Er wird das Stück zurück stehlen und damit William dazu bringen, ihn endlich zu respektieren, ihm endlich eine Männerrolle zu geben – und dann fehlt ihm zu seinem Glück nur noch die Hand der schönen Silvia…
Rezension Narren und Sterbliche
Da ich Theaterwissenschaft studiert und vor einiger Zeit ein paar Bücher der sehr guten Uhtred-Saga gelesen und rezensiert hatte, war ich überaus gespannt darauf, Bernard Cornwell in Narren und Sterbliche von einer der großen Blütenzeiten des Theaters schreiben zu lesen.
Doch nicht William Shakespeare ist die Hauptfigur dieses historischen Romans, sondern sein zehn Jahre jüngerer Bruder Richard (den es tatsächlich gegeben hat) übernimmt diese Rolle und fungiert zudem auch als Ich-Erzähler.
Richard ist Schauspieler in der Truppe seines abweisenden Bruders, der sich aber mit gelegentlichen Frauenrollen begnügen muss, deshalb stets zu knapp bei Kasse ist und sich daher auch aufs Stehlen verlegt hat.
Aus Richards Perspektive werden sowohl das elisabethanische England im Allgemeinen als auch die Welt des damaligen Theaters im Speziellen sehr anschaulich, nachvollziehbar und wunderbar eingebettet in die Handlung dargestellt.
Die Lebensumstände der damaligen Zeit, die Stadt London Ende des 16. Jahrhunderts, die politischen Verhältnisse mit dem nahezu allmächtigen Adel, den puritanischen Stadtoberhäuptern und den religiösen Konflikten in England sowie nicht zuletzt auch das Theaterleben mit Proben und Aufführungen in den festen Schauspielhäusern oder am königlichen Hof werden allesamt sehr gekonnt dargestellt.
Zudem ist die Handlung überaus spannend und stellenweise auch rührend, sodass man kein Theater- oder Shakespeare-Fan sein muss, um von Narren und Sterbliche gut unterhalten zu werden.
Zwar werden an einigen wenigen Stellen auch sehr unschöne Praktiken der damaligen Zeit thematisiert, dies dürfte aber tatsächlich so passiert sein und gehört damit zu der hohen historischen Genauigkeit, um die sich Bernard Cornwell bemüht. Dies belegt auch ein Nachwort, in dem er genau aufschlüsselt, was in der Handlung Tatsache ist und was er hinzugedichtet hat.
Besonders interessant fand ich, wie Narren und Sterbliche einen Bezug zwischen der geschilderten Handlung bzw. den Lebensumständen der Lord Chamberlain’s Men auf der einen und den Stücken Shakespeares auf der anderen Seite herstellt, sodass diese einem nochmal in einem ganz neuen Licht erscheinen.
Alles in allem halte ich Bernard Cornwells Shakespeare-Roman daher für sehr gelungen und kann ihn jedem Freund historischer Romane absolut empfehlen.
Als Rezept zu Narren und Sterbliche werde ich etwas zubereiten, das sowohl zur Shakespeare-Zeit als auch zum Titel des Buches passt: ein Gooseberry Fool, denn Fool bedeutet im Englischen nichts anderes als Narr. 🙂
Falls Sie Lust darauf bekommen haben, Narren und Sterbliche zu lesen, können Sie gerne auf diesen amazon-Link klicken und das Buch dort erwerben. Durch diesen (und die anderen mit * gekennzeichneten) Affiliate-Links erhalte ich 7% des Kaufpreises als Provision von amazon. Ihnen entstehen dadurch keine zusätzlichen Kosten.
Zum Rezept: Gooseberry Fool
