Das Reich der Mitte Cover
Rezensionen

Das Reich der Mitte von Edward Rutherfurd

Verlag: Droemer

Seitenzahl: 960 Seiten

Historische Epoche: Langes 19. Jahrhundert

Schauplatz: China


Inhalt:

In Das Reich der Mitte* thematisiert Edward Rutherfurd die Geschichte Chinas im Langen 19. Jahrhundert, eine Geschichte des Zusammenpralls von Ost und West – von den Opiumkriegen bis zum Boxeraufstand.

China, 1838: Das stolze Kaiserreich ist für Fremde meist unerreichbar. Abenteurer schmuggeln Opium ins Land, um es gegen Tee, die im Westen so begehrte Handelsware, zu tauschen.

Die Versuche der Qing-Dynastie, der Droge Einhalt zu gebieten, führen schließlich zu den Opiumkriegen, die das uralte Kaiserreich für immer verändern sollten.

Von Kanton über Peking bis zur Chinesischen Mauer entspinnt sich eine große Geschichte über Glücksritter, Abenteurer, Gewinner und Verlierer, über den Aufstieg und Fall eines großen Kaiserreichs und den immerwährenden Konflikt zwischen Kulturen, Traditionen und Weltmächten.

Rezension Das Reich der Mitte

Hinweis: Das Reich der Mitte wurde mir kostenlos als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bzw. diese Rezension wurde dadurch nicht positiv beeinflusst.

Edward Rutherfurd ist für groß angelegte historische Romane bekannt, die ganze Nationen und Jahrhunderte umspannen. Mit Das Reich der Mitte widmet er sich nun erstmals China und nimmt seine Leser mit auf eine Reise durch die für das uralte chinesische Kaiserreich entscheidenden Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts.

Dabei verwebt er die Schicksale seiner größtenteils fiktiven Figuren überaus geschickt mit den großen historischen Ereignissen, die das heute mindestens zweitmächtigste Land der Erde nachhaltig veränderten.

Der Roman beginnt in den 1830er-Jahren, einer Zeit, in der sich das mächtige Reich mit dem wachsenden Einfluss westlicher Kolonialmächte konfrontiert sieht. Insbesondere die Briten schmuggeln jede Menge Opium ins Land, das der chinesischen Bevölkerung immer mehr zusetzt.

Als der Kaiser dem Treiben energisch Einhalt gebietet, bricht ein Krieg los, denn zu wichtig sind den Briten ihre Handelsinteressen bzw. ihre Habgier. Die beiden Opiumkriege sind für die Chinesen eine einzige Demütigung, müssen sie doch erkennen, dass ihre jahrhundertelang überlegene Technik rückständig geworden ist.

Doch auch innenpolitisch brodelt es im Land, insbesondere durch den zumindest vordergründig religiös motivierten Taiping-Aufstand.

Schließlich erwächst aus den erduldeten Demütigungen unter den Chinesen aber eine weitere Bewegung, die sich gegen die westlichen Vertreter im Land sowie gegen zum Christentum konvertierten Chinesen richtet: der Boxeraufstand.

Von diesem letzten noch ausführlich in Das Reich der Mitte geschilderten Kapitel der chinesischen Geschichte ist es dann auch nicht mehr weit bis zum Untergang der Qing-Dynastie bzw. des gesamten chinesischen Kaisertums, wobei letzteres von Rutherfurd aber nur noch sehr knapp behandelt wird.

Die Figuren, anhand deren Lebensgeschichte der Autor die gerade genannten historischen Hintergründe schildert bzw. in bedeutsame Orte wie die Verbotene Stadt in Peking einführt, könnten unterschiedlicher nicht sein:

Von einem britischen Opiumhändler über einen Palast-Eunuchen bis zu einer Bäuerin aus der Provinz sind hier viele Schichten der chinesischen Gesellschaft vertreten, wie auch Vertreter der wichtigsten Ethnien – insbesondere Han-Chinesen und Mandschu.

Diese verschiedenen Perspektive bereichern die Darstellung der historischen Begebenheiten ungemein und lassen einen differenzierten Blick auf Schuld, Verblendung und kulturelle Befangenheit zu. Besonders das komplexe Beziehungsgeflecht zwischen Chinesen und Ausländern wird dabei detailreich und jederzeit nachvollziehbar geschildert.

Wie bei einer so langen erzählten Zeit zu erwarten ist, werden die Lebenswege vieler Figuren über mehrere Jahrzehnte und teilweise auch über Generationen hinweg geschildert. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Mandarin Jiang, der wie kaum eine andere Figur im Werk zwischen Tradition und Moderne hin- und hergerissen ist.

Aber auch das Leben der Bäuerin Mei-Ling wird über viele Jahrzehnte hinweg begleitet. An ihr erkennt man, wie die uralten Traditionen Chinas auch mit der Liebe in Konflikt geraten können bzw. wie sich die Liebe vielleicht auch darüber hinwegsetzt.

Viele Figuren können zudem als Beispiel dafür gesehen werden, welch katastrophale Folgen es haben kann, nur den eigenen Standpunkt zu sehen und diesen als überlegen einzuschätzen. Dies gilt insbesondere für die britischen bzw. westlichen Händler, Missionare und Militärs auf der einen und die chinesischen Beamten auf der anderen Seite, aber genauso bspw. auch für die Taiping-Rebellen.

Wie bereits angeklungen sein dürfte, ist das Buch hervorragend recherchiert. Nicht nur die großen Konflikte, sondern auch das Alltagsleben in China werden informativ vermittelt und dem Leser dabei manche Praxis nähergebracht, die ihm womöglich neu ist.

Ich denke hier insbesondere an das zum Glück schon länger verbotene Füßebinden, aber auch an grundlegende Fakten zur Geographie Chinas, die mir so bis zur Lektüre von Das Reich der Mitte vielfach nicht bekannt waren.

Doch es bleibt hier nicht bei reinem Faktenwissen. Weit darüber hinaus lassen die detailreichen Beschreibungen der überfüllten Straßen von Kanton, der verbotenen Stadt in Peking oder der Kolonien in Macau bzw. Hongkong das China dieser Zeit lebhaft vor dem inneren Auge entstehen.

Mit Das Reich der Mitte ist Edward Rutherfurd ein fesselndes Werk gelungen, das tief in eine der spannendsten Phasen einer der faszinierendsten Länder der Erde eintaucht. Die Handlung ist stets spannend, der Schreibstil flüssig zu lesen und die Figuren stimmig gezeichnet.

Von mir kann es daher nur einen klare Leseempfehlung für diesen historischen Roman geben und ich werde auf jeden Fall demnächst einen weiteren Roman von Edward Rutherfurd lesen, da ich seine weitschweifende Herangehensweise sehr interessant finde.

Als Rezept zu Das Reich der Mitte gibt es natürlich wieder einmal etwas Asiatisches hier in Mümmlers Blog, nämlich ein sehr leckeres Kanton-Hühnchen süß-sauer.


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Zum Rezept: Kanton-Hühnchen süß-sauer

Meine größte Leidenschaft ist zwar das Schnabulieren, aber hin und wieder lese ich auch gerne ein gutes Buch und daher freue ich mich, dass ich auf Mümmlers Blog darüber schreiben darf.

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