TOM SAWYER UND HUCKLEBERRY FINN von Mark Twain
Verlag: diverse
Seitenzahl: 672 Seiten
Historische Epoche: Das Lange 19. Jahrhundert
Schauplatz: USA (Mississippi)
Inhalt:
In Tom Sawyer und Huckleberry Finn*, einem der erfolgreichsten Jugendbücher der Welt, erzählt Mark Twain von zwei Jungen, die Mitte des 19. Jahrhunderts einige Abenteuer auf und am Mississippi erleben.
Streng genommen handelt es sich bei Tom Sawyer und Huckleberry Finn sogar um zwei Bücher, da Die Abenteuer von Tom Sawyer und Die Abenteuer von Huckleberry Finn aber in der Regel als Sammelband verlegt werden, habe ich sie für diese Rezension als eins betrachtet.
Der Waisenjunge Tom Sawyer wächst bei seiner strengen Tante Polly in der kleinen US-Stadt St. Petersburg auf. Tom versucht, sich den Erziehungsversuchen seiner Tante durch ausgiebige Abenteuerspiele am Mississippi zu entziehen.
Von unangekündigten Urlauben auf einer kleinen Mississippi-Insel über Abenteuer in einer labyrinthartigen Höhle bis hin zur Aufklärung realer Verbrechen erlebt Tom so einiges, wovon ein erlebnishungriger Junge in seinem Alter nur träumen kann.
Begleitet wird Tom dabei unter anderem von Huckleberry Finn, dem Sohn eines außerhalb der Gesellschaft stehenden Trinkers. Im ersten Buch noch eine der wichtigsten Nebenfiguren, wird Huck im zweiten Buch die klare Hauptfigur.
Huckleberry flieht vor seinem Vater und fährt gemeinsam mit dem entlaufenen Sklaven Jim auf einem Floß den Mississippi hinunter, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Diese für die damaligen Südstaaten untypische Freundschaft birgt ebenfalls einiges an Abenteuern: Die beiden trotzen den Tücken des wilden Stroms, schlagen sich mit zwei Hochstaplern herum, die einige Städtchen am Flussufer ausbeuten und müssen sich schließlich auch mit der harten Realität der Sklaverei auseinandersetzen, die beide in große Gefahr bringt.
Rezension Tom Sawyer und Huckleberry Finn
Wie oben bereits erwähnt, setzt sich Tom Sawyer und Huckleberry Finn aus zwei Büchern zusammen, die jedoch lose aufeinander aufbauen.
Deshalb sollte man Die Abenteuer von Tom Sawyer besser als erstes lesen, auch wenn dieses Werk gemeinhin als literarisch weniger wertvoll und teilweise sogar nur als „Fingerübung“ gesehen wird.
Aus der Sicht des allwissenden Erzählers schildert Mark Twain in diesem Buch die nicht immer allzu glaubwürdigen, aber doch immer spannenden Abenteuer eines zwölfjährigen Waisenjungen. Dabei kommen nicht nur allerhand Streiche und denkwürdige Auftritte zur Sprache, sondern man kann auch in die Denkweise eines Jungens in diesem Alter eintauchen.
Ob man sich dabei wieder erkennt und von Tom Sawyer und Huckleberry Finn an die eigene Jugend zurückerinnert fühlt, ist natürlich Charakter-abhängig. Ansatzweise erging es mir schon so, dass beim Lesen eine gewisse Nostalgie aufkam.
Die Natur der geschilderten Erlebnisse, die man teilweise durchaus als Extremerfahrungen einordnen kann, sowie Toms doch recht befremdlicher Aberglaube sollten für die meisten aber eine klare Identifikation mit dem Protagonisten erschweren.
Interessant fand ich dabei jedoch, dass Heranwachsende damals wohl derart abergläubisch waren, dass man es aus heutiger Sicht fast nur als lächerlich bewerten kann. Ebenso interessant fand ich die Darstellung des Kleinstadtlebens der damaligen Zeit, durch die man sich ein Stück weit in den historischen Alltag hineinversetzt fühlte.
Mit Beginn des zweiten Buches von Tom Sawyer und Huckleberry Finn wechselt der Autor dann in die Ich-Perspektive seiner neuen Hauptfigur Huckleberry Finn.
Dies ermöglichte ihm, die Gedanken und Sichtweisen des jungen Huck noch genauer darzustellen – insbesondere die von seinem Umfeld geprägte Sichtweise auf die Sklaverei.
Denn Huckleberry kämpft im Laufe des Buchs innerlich mit sich selbst und ist hin- und hergerissen zwischen seiner Freundschaft zu Jim und dem, was die Gesellschaft von ihm hinsichtlich seines Verhaltens gegenüber einem entlaufenen Sklaven erwartet.
Dies findet sich auch in der Sprache wieder, denn Twain lässt Huckleberry und einige andere Figuren durchaus auch das N-Wort gebrauchen, was dem Buch neuerdings auch einiges an Kritik und Neuübersetzungen beschert hat.
Sicherlich kann man hierbei verschiedener Meinung sein und als Unbeteiligter lässt sich bestimmt auch leichter über das Thema urteilen, aber für mich steht ebenso fest: Ohne diese Darstellung verliert das Buch an historischer Authentizität und die Darstellung der damaligen Gesellschaft, wie sie eben war, wird ein Stück weit unglaubwürdig.
Neben diesem sehr ernsten Thema hat aber auch Die Abenteuer von Huckleberry Finn einiges an lustigen Passagen, insbesondere die Episoden mit den beiden Hochstaplern. Auch hier erhält man Einblicke in typische Verhaltensweisen der damaligen US-Gesellschaft sowie in einige ihrer Bräuche.
Beide Teile von Tom Sawyer und Huckleberry Finn sind sehr spannend und kurzweilig zu lesen und in beiden Teilen stellt die Darstellung der Natur, insbesondere die des knapp 4.000 Kilometer langen Flusses und seines Ufers, ein Highlight dar.
Die Figurenzeichnung gefiel mir im zweiten Buch jedoch eindeutig besser und es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass Die Abenteuer von Huckleberry Finn die deutlich anspruchsvollere Lektüre ist.
Von daher ist Tom Sawyer und Huckleberry Finn für mich ein historischer Roman bzw. ein historischer Sammelband, der in seinen zwei Büchern viel Abwechslung bietet, dabei aber sowohl seinen Figuren, als auch der Darstellung der (teils grausamen Realität der) damaligen Gesellschaft immer treu bleibt und eine stringente Geschichte erzählt.
Von mir gibt es daher eine klare Empfehlung, und zwar, wie Sie sich sicher denken können, nicht nur als Jugendbuch (hier hätte ich sogar leichte Bedenken), sondern auf jeden Fall auch als Erwachsenen-Lektüre.
Als Rezept zu Tom Sawyer und Huckleberry Finn habe ich etwas gemacht, was sowohl von der Herkunft als auch vom Aussehen einen starken Bezug zum Mississippi hat, nämlich einen Mud Pie.
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